Metaday 05: Unterschied zwischen den Versionen
Pk (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
Grenz (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 19: | Zeile 19: | ||
Die Entwicklung vom Frühkapitalismus (sprich: die Organisationsform der gesellschaftlichen Güterproduktion und ihres Verkehrs) zum Spätkapitalismus (sprich: die Organisationsform aller gesellschaftlicher Beziehungen auf der Basis einer bestimmten ökonomischen Ideologie) ist nirgendwo so gut greifbar wie im dominanten Organisationstyp spätkapitalistischen Wirtschaftstreibens: dem modernen Unternehmen. Das Unternehmen ist längst an die Stelle der Fabrik getreten. Die Fabrik basierte auf dem gelebten und durchgesetzten Gegenüber von ArbeiterInnen und FabriksbesitzerInnen. Das moderne Unternehmen jedoch ist um die Idee eines neuen post-antagonistischen Arbeitsbegriffs herum errichtet. In ihm sind die Arbeitenden zu Mit- oder Sub-UnternehmerInnen geworden. Das sind sie natürlich nicht, wenn man betrachtet wer real die Produktionsmitteln besitzt, aber die Arbeitenden haben die illusorische Vorstellung aktiver, mitbestimmender Teil einer "großen Familie" zu sein. (I love this company!) Das moderne Unternehmen will hinter die Klassenkampfkrise frühkapitalistischer Verhältnisse zurück. Das bedeutet: innere Widersprüche und Interessenkonflikte treten zurück hinter das Fortbestehen als "Gemeinschaft". (Ein Besuch des Google Campus in Silicon Valley könnte hier nicht offenbarender sein.) Die Rückbesinnung auf die kulturhistorisch ältere Idee der Gemeinschaft führt auch zur Reaktualisierung bestimmter Ritualformen, etwa im Bereich "Musik". Die Firmenhymne erscheint auf der Firmenbühne. Aber es gibt kein richtiges Feel-Good im falschen. | Die Entwicklung vom Frühkapitalismus (sprich: die Organisationsform der gesellschaftlichen Güterproduktion und ihres Verkehrs) zum Spätkapitalismus (sprich: die Organisationsform aller gesellschaftlicher Beziehungen auf der Basis einer bestimmten ökonomischen Ideologie) ist nirgendwo so gut greifbar wie im dominanten Organisationstyp spätkapitalistischen Wirtschaftstreibens: dem modernen Unternehmen. Das Unternehmen ist längst an die Stelle der Fabrik getreten. Die Fabrik basierte auf dem gelebten und durchgesetzten Gegenüber von ArbeiterInnen und FabriksbesitzerInnen. Das moderne Unternehmen jedoch ist um die Idee eines neuen post-antagonistischen Arbeitsbegriffs herum errichtet. In ihm sind die Arbeitenden zu Mit- oder Sub-UnternehmerInnen geworden. Das sind sie natürlich nicht, wenn man betrachtet wer real die Produktionsmitteln besitzt, aber die Arbeitenden haben die illusorische Vorstellung aktiver, mitbestimmender Teil einer "großen Familie" zu sein. (I love this company!) Das moderne Unternehmen will hinter die Klassenkampfkrise frühkapitalistischer Verhältnisse zurück. Das bedeutet: innere Widersprüche und Interessenkonflikte treten zurück hinter das Fortbestehen als "Gemeinschaft". (Ein Besuch des Google Campus in Silicon Valley könnte hier nicht offenbarender sein.) Die Rückbesinnung auf die kulturhistorisch ältere Idee der Gemeinschaft führt auch zur Reaktualisierung bestimmter Ritualformen, etwa im Bereich "Musik". Die Firmenhymne erscheint auf der Firmenbühne. Aber es gibt kein richtiges Feel-Good im falschen. | ||
Anhand verschiedener historischer und gegenwärtiger Beispiele (speziell auch aus dem Bereich der Hardware/Software-Industrie) wird Johannes Grenzfurthner einen theoretischen und praktischen -- und keineswegs ununterhaltsamen -- Überblick über das Genre | Anhand verschiedener historischer und gegenwärtiger Beispiele (speziell auch aus dem Bereich der Hardware/Software-Industrie) wird Johannes Grenzfurthner einen theoretischen und praktischen -- und keineswegs ununterhaltsamen -- Überblick über das Genre der corporate anthem liefern. | ||
Mitsingen ist erwünscht, Powernapping willkommen. | Mitsingen ist erwünscht, Powernapping willkommen. |